Rätsel entwickeln - das ist die Leidenschaft von Eliane und Corinne. Die beiden Schwestern bieten Escape Rooms für Zuhause an. Wie das funktioniert und warum ihre Rätselbox “Hexagon“ das perfekte Geschenk ist, verraten die beiden im Gespräch mit Jugglux.
Eliane, für dich war die Selbständigkeit klar, bevor du wusstest, in welchem Bereich. Was steckt dahinter?
Eliane: Ich wusste schon immer, dass ich mich selbständig machen möchte. Ich war bereits selbständig im Coaching-Bereich. Die Zusammenarbeit mit dem Partner passte damals nicht. Auf der Suche nach einer Person, der ich ganz vertrauen kann, kam für mich nur meine Schwester in Frage. Um Corinne ins Boot zu holen, musste ich ein Thema finden, das sie begeistert.
Corinne: Wir waren gemeinsam in einem Escape Room im Geheimgang. Es hat uns super gefallen – wir hatten danach fast 3 Stunden darüber gesprochen.
Eliane: Da war mir klar, was ich machen kann, um Corinne für das Thema Selbständigkeit zu begeistern.
Habt ihr euch sofort zugetraut, selber solche Spiele zu entwickeln?
Eliane: Wir wurden beide mit Spielen gross. Bevor wir laufen konnten, hat unser Vater schon mit uns Spiele gespielt und sich mit uns an den Computer gesetzt, um zu spielen. Später wurden daraus selbst gebastelte Puppenhäuser, Brettspiele, Türen die plötzlich verschwanden und durch Papierstreifen ersetzt wurden. Diese Verspieltheit und Faszination begleitet uns seitdem.
Corinne: Für Freunde hat Eliane ein erstes Escape Spiel entwickelt. Beim Probespielen kam es sehr gut an. Ich bot an, meine Erfahrung aus dem Online Marketing einfliessen zu lassen. So konnte ich meine Schwester bei der Umsetzung unterstützen.
Wie kommt ihr auf die Rätsel-Ideen?
Eliane: Zuerst suche ich ein spannendes Thema und lese mich darin ein. Das können Klimawandel, Magie, Geheimorden oder chemische Prozesse sein. Als ich recherchierte, wie man eine Bombe zusammenbaut, hatte ich ernsthaft Sorge, auf einer Watchlist zu landen (lacht). Auf der Basis der Recherche entwickeln wir die Rätsel und schauen, mit welchen Materialien wir sie ausgestalten können.
Lässt du dein Psychologiestudium in die Rätsel einfliessen, Eliane?
Eliane: Ja, total. Ich habe im Studium unglaublich viel darüber gelernt, wie Menschen funktionieren. Ich habe versucht, das aufzugreifen. Wir haben Escape Rätsel für verschiedene Typen entwickelt - visuelle, logische und solche für Detailverliebte. Ausserdem wollte ich den kooperativen Charakter unterstützten: Die Escape Rätsel sind so entwickelt, dass man sie nicht alleine, sondern nur in der Gruppe lösen kann.
Wie funktioniert das genau, ein Escape Spiel für Zuhause?
Corinne: Nach der Bestellung erhält man Zugang zu den Unterlagen. Das sind Anleitung, Druckvorlagen, eine digitale Kommandozentrale und vieles mehr. Der Spielleitende bereitet die Gegenstände vor oder geht sie einkaufen. Sie oder er schneidet die Druckvorlagen aus, verteilt die Materialien in den Räumen und lädt die Freunde ein. Der Spielleitende führt durch den Abend, spielt jedoch selber nicht mit.
Eliane: Der Spielleitende muss es aushalten können, wenn die Teilnehmenden in eine falsche Richtung suchen. Erst nach 3 bis 4 Minuten sollte man erste Tipps geben. Das ist auch für uns manchmal schwierig.
Wie weiss ich, ob ich alle benötigten Utensilien zu Hause habe?
Eliane: Die Gegenstände werden pro Spiel aufgelistet. Wir haben versucht, so viele Alltagsgegenstände wie möglich zu integrieren. Das können Teebeutel, kleine Fläschchen oder Wattestäbchen sein.
Corinne: Die Unterschiede sind spannend. Es gibt Kund*innen, die 90 Prozent der Gegenstände dazukaufen und solche, die praktisch nichts benötigen. Sie finden kreative Alternativen zum Beispiel ein Koffer anstatt eines Schlosses.
Was ist der Vorteil eines Escape Rooms für Zuhause?
Eliane: Viele Menschen haben Angst in Escape Räumen – besonders Kinder. Sie haben unglaublich viel Freude, die Rätsel in bekannten Räumen zu Hause zu lösen. Die Hemmungen, weil Kameras vorhanden sind, fallen ebenfalls weg. Ein Vorteil gegenüber den Escape Room Brettspielen: Man bewegt sich aktiv in den Räumen und sitzt nicht nur am Tisch.
Ganz ohne Onlinezugang kommt das Hexagon aus. Wie kam es zu der analogen Rätselbox?
Corinne: Ich wollte neben unserem Onlineangebot unbedingt ein physisches Produkt entwickeln. Wir schauten, was finanziell möglich ist und probierten es einfach aus.
Worum geht es beim Hexagon?
Eliane: Jede Seite wurde mittels Siebdruck mit geheimnisvollen Mustern, Symbolen und Zeichen bedruckt. Jedes davon ist Teil von drei Rätseln, die es zu entschlüsseln gilt. Ziel ist, den dreistelligen Zahlencode herauszufinden. Erst mit dem Code lässt sich die Box öffnen.
Was unterscheidet das Hexagon von anderen Knobelspielen?
Eliane: Bei anderen Geduldspielen geht es darum, mithilfe von Verschieben, Drücken oder Ziehen das Rätsel zu lösen. Bei unserer Rätselbox nicht - es ist ein reines Logikrätsel.
Warum eignet es sich so gut als Geschenk?
Eliane: Weil es gleichzeitig Geschenk und Verpackung ist. Gerade Gutscheine können raffiniert verschenkt werden – nicht so langweilig wie im Couvert.
Ihr habt das Spiel von der Schwierigkeit auf einer 4 von 10 eingestuft, ist es tatsächlich so einfach?
Eliane: Die Einstufung war eine Herausforderung. Vielleicht sollten wir es höher setzen. Manche sagen, sie hätten das Hexagon innerhalb von 20 Minuten gelöst, andere, sie seien fast verzweifelt.
Corinne: Wir erleben dies auch bei unseren Escape Spielen. Die gleichen Spiele finden die einen einfach, die anderen unglaublich schwierig.
Dann ist euer Ziel nicht, dass das Rätsel möglichst schnell gelöst wird?
Corinne: Es ist uns vor allem wichtig, dass es allen viel Spass macht und sich niemand dumm vorkommt, weil er nichts lösen konnte. Niemand soll frustriert sein nach dem Spiel.
Eliane: Bei den Escape Spielen bauen wir absichtlich verschiedene Arten von Rätseln ein. Es ist uns wichtig, dass nicht alle Aufgaben analytisches Denken erfordern. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Arten, ein Rätsel anzupacken. Einfachere Rätsel haben wir besonders am Anfang eingebaut, damit alle Spieler*innen einen guten Einstieg ins Spiel finden.
Die Personen
Eliane Zangger (34, Foto links) studierte Psychologie und arbeitet als Coach und Projektleiterin. Corinne Zangger (33) ist als Projektleiterin im Online-Bereich tätig. Die beiden Schwestern gründeten im April 2020 die escaperoomspiele.com GmbH. Sie bieten neben Escape Rooms für Zuhause die analogen Spiele Hexagon und Flaschenschloss Rätsel an. Die beiden Schwestern aus Kloten ZH und Goldach SG arbeiten gemeinsam an den Rätseln in ihren Home Office-Tüftelwerkstätten.