Spielideen für Familien auf dem Spielweg St. Gallen

Ein kostenloses Spielangebot für die Öffentlichkeit? Andreas Rimle hat das mit dem Spielweg in St. Gallen geschaffen. Der Spielpädagoge erklärt, wie der Weg funktioniert und welche Kompetenz dabei gefördert werden. Ausserdem verrät er, warum sich eine Teilnahme an der Führung vom 26. Juni (Flyer pdf) lohnt.

Was ist der Spielweg?
Entstanden ist der Spielweg im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der St.Galler Kantonalbank. Gesucht wurden Projekte, die einen Nutzen für die Allgemeinheit stiften und das Wachstum der Lebensqualität in der Region fördern. Als eines von 35 Projekten wurde der Spielweg umgesetzt.

An 65 Spielorten lässt sich die Stadt spielend erkunden. Die allwettertauglichen Spielformen und -anlagen laden zum Hüpfen, Springen, Werfen und Zielen ein. Es gibt keine vorgegebene Reihenfolge. Interessierte können sich einfach auf den Weg machen. Der Spielweg St. Gallen ist kostenlos und gehört seit kurzem zu den «Kinderfreundlichen Lebensräumen» von Unicef.

Für wen ist der Spielweg geeignet und wie funktioniert er?
Andreas Rimle: Der Spielweg ist grundsätzlich für alle möglich: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Eltern, Grosseltern und Personen mit Einschränkungen. Das Hauptzielpublikum ist von 2 bis 12 Jahren. In der ganzen Stadt sind 65 Spielwegposten verteilt. Interessierte können irgendeinen Startpunkt wählen und frei entscheiden, wie viele Posten begangen werden. Die Idee ist, sich Zeit an den einzelnen Posten zu lassen und Platz für eigene Ideen einzuplanen. Es ist auch möglich, geführte Touren zu buchen.

Warum haben Sie den Spielweg entwickelt?
Der Spielweg soll Spielorte in der Stadt erhalten und ausbauen. Die einfachen Spiele können gut an das Alter und die Fähigkeiten angepasst werden. Die Spielideen dürfen zu Hause oder in anderen Orten der Schweiz nochmals gespielt werden. Es ist ein Projekt für die Gesundheit und Prävention.

Wie kann man die Spiele danach zu Hause spielen? Man nimmt sie ja nicht mit.
Da auf dem Spielweg kein oder bereits vorhandenes Material genutzt wird, können die Spiele problemlos zu Hause nochmals gespielt werden. Die 200 Ideen der Homepage können überall abgerufen und genutzt werden. Diese Möglichkeit ist uns wichtig, damit das Projekt nachhaltig ist.

Der Spielweg besteht seit 3 Jahren. Wie ist Ihre Zwischenbilanz?
Wir sind sehr zufrieden und haben Stolpersteine wie Finanzierung und Corona gemeistert. Wir haben in 9 Monaten 70'000 Besuche auf der Webseite gezählt und 10'000 Spielwegkarten gedruckt.

Wir haben ca. 60 Führungen durchgeführt und kommen in diesem Jahr etwa auf 20. Wir konnten ein Hauptziel der starken Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen erreichen. Wir sind mit dem aktuellen Stand zufrieden.

Warum lohnt sich ein regelmässiger Besuch?
Ein mehrfacher Besuch des Spielweges macht Sinn, da für alle 65 Spielposten mehr als ein Besuch notwendig ist. An jedem Spielposten hat es auf der Webseite zusätzlich bis zu 10 Spielideen.

Welche Kompetenzen werden mit dem Spielweg gefördert?
Es können verschiedene Kompetenzen gefördert werden, da die Spiele sehr vielseitig sind. Der Spielweg und die Spiele regen vor allem zur Kreativität, Flexibilität, Konzentration, zum Miteinander und zur Handlungsplanung an. Es werden die motorischen Fähigkeiten und die Sinne gefördert.

Warum ist Spielen wichtig für die kindliche Entwicklung?
Das Spielen und der Aufenthalt im Freien sind zentrale Säulen einer gesunden, kindlichen Entwicklung. Wie oben erwähnt, können alle wichtigen Fähigkeiten spielerisch erlernt werden. Beim Spielen werden jene Fähigkeiten erlernt, welche für einen problemlosen Schuleintritt und die Bewältigung von Herausforderungen des Lebens wichtig sind. Ich möchte hier vor allem den Umgang mit Konflikten erwähnen.

Wie kann man mit Kindern umgehen, die kein Interesse an Spielen zeigen?
Das Spielen ist ein Grundinteresse des Kindes. Wenn die Bedingungen gegeben sind, spielt das Kind von alleine. Hilfreiche ist eine anregende Umgebung wie Wald, Wiese oder Kartonschachteln. Dann hat das Kind das Bedürfnis mit anderen zu spielen.

Bei welchen Problemen können Spiele Kindern helfen?
Spiele können sehr oft aufzeigen, dass gewisse Fähigkeiten vorhanden sind, welche sich im Unterricht der Schule nicht zeigen. So fördern z.B. «Geistesblitz» oder «rot schwarz gelb» die Konzentration oder «Schokohexe» die Risikobereitschaft. Eine tolle Übersicht welche Kompetenzen mit welchen Spielen gefördert werden können, gibt es vom Ostschweizer Kinderspital (PDF als Download).

Sie geben u.a. den Workshop «Mut zu Spiel im Unterricht». Welches ist der häufigste Tipp den Sie Lehrer*innen geben?
Raus in die Natur zum Spielen und Lernen! Denn: Im Freien sind Kreativität und die Sinneswahrnehmungen von zentraler Bedeutung. Zum Beispiel das Riechen an einer Blume und ihr einen Namen zuordnen können oder das Spielen mit Tannenzapfen.

Warum lohnt sich eine Teilname an der Führung am 26.6.?
Am 26.6. zeigen wir Spiele auf der Wiese, überqueren auf einer Brücke die Sitter, erleben den Wald und den Gübsensee. Am Mittag bräteln wir auf dem Familienplatz, was für die Kinder immer ein schönes Erlebnis ist. (Flyer pdf)

Welches sind Ihre persönlichen Top 3 Spiele für Kinder im Grundschulalter?

Punto
Es steckt in einer kleinen Metallschachtel und kann gut überall hin mitgenommen werden. Lustig ist das Spielen in Teams.

Kleine Fische
Es ist ein Spiel mit Risikofaktor - nehme ich noch eine Karte und kommt die Krake?

Kreidespiele
Auf einer Strasse können ganz rasch viele Spiele aufgemalt werden, beim nächsten Regen verschwinden sie.


Weitere Informationen zum Spielweg auf der Webseite www.spielweg.ch.

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