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Figuren im Unterricht - Patricia Sauter inspiriert Kinder und Lehrpersonen

In ihren Händen wird alles lebendig: Patricia Sauter ist leidenschaftliche Puppenspielerin. Bei Studierenden waren ihre Kurse so beliebt, dass die Winterthurer Kindergärtnerin das Lehrmittel «Unterricht mit Figuren» entwickelte. Hier erklärt sie, warum Puppenspiel eine Bereicherung für den Unterricht sein kann.

Malen mag Tim gar nicht. Der 6-jährige hat Mühe damit, etwas gleichmässig auszumalen. Gut, kommt eines Tages Bruno in den Kindergarten - ein Stoff-Bär mit grossen Pranken. Er hat noch grössere Schwierigkeiten mit Farbstiften zu malen, als Tim.

Er grummelt herum. So lange, bis Tim ihm die Arbeit abnimmt und das Mandala für ihn ausmalt. Plötzlich ist das Bild fertig. Tim und die Kindergärtnerin sind überrascht und freuen sich über den Erfolg.

Es sind solche Erlebnisse, die Patricia Sauter durch ihre Arbeit mit Figuren erreicht. Mit ihrem Koffer voller Handpuppen reist sie zu pädagogischen Hochschulen, um andere Lehrpersonen und angehende Pädagog*innen für das Thema zu begeistern.

Konflikte auf gute Art und Weise lösen

Koffer mit verschiedenen FigurenDas Potential ist gross: Vieles was im direkten Kontakt mit der Lehrperson nicht geht, ist mit einer Puppe plötzlich möglich. Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung fangen an, mit der Puppe zu sprechen.

Andere, die keinen Augenkontakt halten können, blicken die Puppe im Gespräch an. «Die Figur nimmt viel Widerstand weg», erklärt Patricia. Und ergänzt: «Oder sie kann zu etwas verführen, das die Kinder von sich aus eher meiden würden, wie beim Bären Bruno.»

In 25 Jahren als Kindergärtnerin hat sie viel Erfahrung mit Figuren im Unterricht sammeln können. «Der Vorteil ist, dass ich mit einer Figur auf eine andere Flughöhe wechseln kann – ich kann auf gleicher Ebene wie die Kinder sein, auf Höhe der Lehrperson oder über dieser stehen», erklärt sie. Dadurch können Pädagog*innen Probleme oder Konflikte auf gute Art und Weise lösen. Kritisieren sie zum Beispiel die Puppe «jetzt hast du schon wieder Schoggi gegessen», kommt dies bei Kindern besser an, als die direkte Konfrontation. «Die Figur kann sich auch mit den Kindern verbünden - das finden sie besonders lustig», weiss Patricia.

«Die Bandbreite ist viel grösser als nur Handpuppen»

Gerade zwischen 4 und 8 Jahren würden Kinder besonders auf Figuren ansprechen. «In dieser Phase sind Kinder in einem magischen Alter.

Sie haben von vielem noch kein richtiges Konzept – weint die Wolke, weil sie traurig ist? Alles ist möglich.» Aus diesem Grund braucht es nicht viel, um die Kinder abzuholen. Es muss nicht einmal eine fertige Handpuppe sein. «Die Bandbreite ist viel grösser: Man kann auch aus Zeitungspapier oder mit Fingeraugen Figuren für den Unterricht basteln», sagt sie.

Die Kreativität von Patricia kennt keine Grenzen. Geht sie aus dem Haus, hat sie stets Klebepunkte dabei. Diese klebt sie auf Gegenstände, in denen sie Figuren sieht. Das kann ein Wasserglas genauso sein wie ein Pinsel. Für alle, die nicht mit der Fähigkeit gesegnet sind, überall Gesichter zu sehen (Pareidolie), gibt Patricia in ihrem Buch Ideen.

Studierende lieben ihre Kurse

Entstanden ist das Lehrmittel nachdem Patricia mehrere Jahre Kurse an Pädagogischen Hochschulen gab. Sie hatte es geschafft, die angehenden Lehrpersonen für das Thema zu begeistern.

Figuren im Unterricht Bild mit KneteFür viele Student*innen waren Patricia's Inputs ein Highlight. Für eine Studierende war es sogar «das Beste, was ich in drei Jahren Ausbildung gelernt habe». Die Studis wollten mehr zum Thema wissen. «Sie fragten mich nach Literatur zum Thema - aber es gab keine», erzählt die Puppenspielerin.

Bestärkt durch das positive Feedback entwickelte Patricia ein Buch-Konzept. In vier Jahren schrieb sie mit Co-Autorin Susan Edthofer am Lehrmittel Unterricht mit Figuren, das nun auch von Heilpädagog*innen geschätzt wird.

Tipps für Lehrpersonen

Neben einem Ideengeber hat das Buch ein weiteres Ziel: «Ich hoffe, damit Menschen zu motivieren, die es sich nicht zu trauen».

Einfach ausprobieren, ist ihr Appell an die Lehrpersonen. Viel falsch machen könne mach nicht. Ihre Tipps: Nicht zu verkopft sein und nicht aufgesetzt wirken. «Wichtig ist, die Figur als Wesen zu behandeln. Sie nach Gebrauch lieblos in eine Ecke zu werfen, geht gar nicht», erklärt Patricia. Am besten sucht man einen Platz im Zimmer, wo die Figur «wohnt». Dann können die Kinder selbstständig mit ihr spielen und eine Beziehung herstellen.

Von der Pharmaassistentin auf die Bühne

Figuren im Unterricht Kind schaut seine Hand mit den Fingeraugen anBei jedem Satz wird klar: Patricia ist erfüllt von ihrer Arbeit.

Die Kombination aus eigener Tätigkeit im Kindergarten und das Geben von Workshops ist für sie ein grosses Geschenk. «Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass ich meine Leidenschaft so ausleben kann - und erst noch diese Freude an andere weitergeben darf», sagt die 52-Jährige.

Die ursprünglich ausgebildete Pharmaassistentin musste ihren Weg erst finden. Mit der Weiterbildung zur Kindergärtnerin war ein erster Schritt getan, eine Weiterbildung im musisch-pädagogischen Seminar fand sie genau das, was sie wollte - und konnte.

Über eine Freundin kam sie vor über 20 Jahren zum Figurentheater Winterthur. Dort ist sie weiterhin im Ensemble und spielt Stücke für kleine und grosse Zuschauer*innen. Ihr Talent haben auch die beiden Söhne früh erkannt. Anstatt selber Puppentheater aufzuführen, haben die Buben die Bühne aufgebaut und gerufen: «Mama, spiel du!»

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Buch von Patricia Sauter: "Unterricht mit Figuren"

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